Hurriter

Hurriter
Hurriter,
 
Churriter [x-], eines der wichtigsten Völker des Alten Orients im 2. Jahrtausend v. Chr., in keilschriftlichen Quellen seit etwa 2150 v. Chr. bezeugt. Die Hurriter besiedelten das nördliche Assyrien (ursprünglich das Gebiet östlich des oberen Tigris), wo sie zahlreiche Kleinstaaten gründeten und unter den Einfluss der sumerisch-akkadischen Kultur gerieten. Vom 16. bis 14. Jahrhundert v. Chr. bestand das hurritische, von einer Dynastie mit indoarischen Thronnamen regierte Mitannireich, das auf seinem Höhepunkt ein vom Mittelmeer bis zum Zagrosgebirge reichendes Gebiet umfasste und neben Babylonien und Ägypten zu den Großmächten Vorderasiens gehörte. König Sauschtatar eroberte Assur, die Könige Artatama I., Schuttarna II. und Tuschratta unterhielten enge Beziehungen mit den Pharaonen. Der Wiederaufstieg und die Expansion von Assyrien und Hatti führten zur Zerstörung von Mitanni (um 1335 v. Chr.).
 
Die hurritische Sprache ist erst teilweise erschlossen und mit keiner uns bekannten Sprache verwandt, außer mit dem vom 9. bis 7. Jahrhundert v. Chr. in Ostanatolien gesprochenen Urartäischen, vielleicht auch mit nordostkaukasischen Sprachen. Sie ist agglutinierend und verkörpert in sehr reiner Form den Typ der Ergativsprache (Ergativ). Hurritische Texte in babylonischer Keilschrift wurden in Syrien (Mari, Emar, Ugarit), Kleinasien (Hattusa) und Ägypten (Amarna) gefunden.
 
Zeugnisse der hurritischen Religion finden sich in keilinschriftlichen Texten vom Ende des 3. bis zum Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. in einem geographischen Raum vom oberen Haburgebiet über Anatolien bis an die syrische Küste. Den Kern des hurritischen »Pantheons« bilden folgende Gottheiten: die Elementarkonzeption Erde - Himmel (esche - chawurni), Kumarbi, der »Göttervater«, Schimike, der Sonnengott, Kuschuch, der Mondgott, Teschup, der Wettergott als »der König der Götter« mit dem Kultzentrum Kumme im kurdischen Bergland; er bildet ein Paar mit seiner Schwester Schauschga (Ischtar) von Ninive. Dieser Kern des hurritischen »Pantheons« wurde im westhurritischen Raum (vom mittleren Euphrat bis an die syrische Küste) um die mesopotamisch-syrischen Göttinnen Hepat und Ischchara sowie um eine Siebener-, Neuner- oder Zwölfergruppe unterirdischer Schwur- und Eidgottheiten ergänzt. Die Unterweltsgöttin Allani scheint ebenfalls dem westhurritischen Raum anzugehören. Seit dem 14. Jahrhundert sind die hurritischen Gottheiten mit Teschup und der Hepat an der Spitze in die hethitische Götterwelt eingegangen.
 
Die Mythen hurritischen Ursprungs, der Kumarbi-Mythos mit einer der griechischen Theogonie des Hesiod entsprechenden Göttersukzession und der Mythos des Götterdämons Ullikumi, sind bis auf wenige hurritische Fragmente in hethitischer Sprache überliefert.
 
 
Kumarbi, Mythen vom churrit. Kronos aus den hethit. Fragmenten zusammengestellt, übers. u. erklärt, hg. v. H. G. Güterbock (Zürich 1946);
 V. Haas: Hethit. Berggötter u. hurrit. Steindämonen (1982);
 G. Wilhelm: Grundzüge der Gesch. u. Kultur der H. (1982);
 E. Neu: Das Hurritische. Eine altoriental. Sprache in neuem Licht (1988).

Universal-Lexikon. 2012.

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